Warum digitale Achtsamkeit meine Kunst nährt


 

Der Titel dieses Textes ist nicht ganz korrekt – er müsste eigentlich lauten: „Warum und wie digitale Achtsamkeit meine Kunst und mich als Künstlerin nährt und meine Ängste minimiert.“ Aber dieser lange Satz wird von Suchmaschinen nicht gern gesehen – schon gar nicht in Zeiten, in denen SEO harte Konkurrenz durch KI bekommt. Aber ich schweife ab.

Seit ich mein erstes Buch „Digitale Achtsamkeit für Selbstständige“ geschrieben habe, werde ich regelmäßig als Gästin zu Podcast-Interviews eingeladen und als Speakerin auf diversen Events gebucht, um über das brisante Thema des bewussten digitalen Konsums in einer überforderten Welt zu sprechen. Kurz gesagt: Was können wir tun, um uns nicht im endlosen Scrollen, in verzweifelter FOMO und in trauriger Vergleicheritis zu verlieren?

Bei diesen Gelegenheiten betone ich besonders, welchen Effekt der Überkonsum von Social-Media-Inhalten – und vor allem auch die Anpassung an das, was den Algorithmen von Instagram, TikTok & Co. gefällt – auf unsere eigene Kreativität haben kann.

Von der Tatsache, dass sich alle Inhalte gleich „anfühlen“ (oder „anhören“, wenn es um die Nutzung trendiger Songs für Reels geht), bis hin zur Selbstzensur, um zu gefallen und nicht aus dem Rahmen zu fallen.

Ich kann das alles verstehen, schließlich bin ich nicht weltfremd. Es war tatsächlich auch einer der Gründe – vielleicht sogar der wichtigste –, warum ich vor zwei Jahren Instagram und jeglicher anderen Art von Social-Media-Marketing den Rücken gekehrt habe. (Spoiler-Alert: Seit dem 01.04.2025 habe ich meinen Instagram-Account wieder aktiviert. Mehr über das Warum und Wie erfährst du hier.)

Seit ich offiziell als Künstlerin tätig bin, empfinde ich digitale Achtsamkeit als eine Fähigkeit, die ich mehr denn je kultivieren muss, um mich in und mit meiner Kunst weiterzuentwickeln und meine künstlerische Stimme vor dem Rauschen da draußen zu schützen.

Was mich überrascht hat: In meinem Dasein als bildende Künstlerin erlebe ich keine Vergleicheritis. Stattdessen bewundere ichmit Wohlwollen andere Künstler:innen, ihre Stile, Farbpaletten und Ideen. Ich freue mich über ihre Erfolge und Verkäufe. Die Welt braucht Kunst mehr denn je. Und ja, die Welt braucht auch deine Kunst, falls du Kolleg:in bist – nur her damit!

Ich vergleiche mich nicht mit anderen Künstler:innen, weil es schlichtweg nicht möglich ist. Jede:r von uns schafft etwas Einzigartiges, das (im besten Fall) so tief aus unserem Inneren kommt, dass es nicht vergleichbar ist. Die Werke von uns allen sprechen oft ganz unterschiedliche Menschen an. Also – warum vergleichen?

Warum brauche ich trotzdem eine gehörige Portion digitaler Achtsamkeit?

Weil der Instagram-Algorithmus natürlich auch vor Kunst nicht haltmacht und mir (und dir wahrscheinlich auch, wenn du dich dafür interessierst) mit den beliebtesten Künstler:innen-Posts den Feed flutet: vom x-ten „Art-Reveal“-Reel bis hin zum minutiösen Filmen trendiger Wasserfarbverläufe auf roher Leinwand.

Du weißt, welche Beiträge ich meine: die mit den vermeintlich zufällig gesetzten Pinselstrichen und den lässigen Farbklecksen, am besten in gehyptem Neon-Orange.

Was all diese Beiträge gemeinsam haben: Sie zeigen schöne Kunstwerke.

Vielleicht habe ich dich jetzt etwas durcheinandergebracht. Was ist schon so schlimm an schönen Kunstwerken, fragst du dich zu Recht.

Gar nichts. Sie sind schön anzusehen, in wunderbaren Farben, mit feinen Verläufen und spannenden Kontrasten. Manche sind realistisch und fast zum Anfassen schön, andere sind verspielt und originell abstrakt.

Ich habe kein Problem mit schöner Kunst. Sie ziert farblich abgestimmte Wohnräume, Büros und öffentliche Räume. Aber ich kann sie nicht erschaffen.

Und ja, ich habe es versucht.

Ich besitze nicht die Fähigkeit, ein „schönes“ Kunstwerk zu erschaffen. „Schön“ im Sinne von: „Oh, das wird gut im Wohnzimmer aussehen“ oder „Ich suche ein großes Bild in Grüntönen für die leere Wand im Flur meines neuen Hauses“.

Ich kann keine „schönen“ Bilder malen, weil ich keine Bilder im dekorativen Sinn male.

Ich male Emotionen. Situationen. Themen, die mich und die Gesellschaft beschäftigen. Ich entwickle Konzepte und versuche, Zwischenräume sichtbar zu machen. In den seltensten Fällen ist diese Arbeit gefällig. Oft kommt sie von einem Ort, der nicht schön ist, der mich herausfordert und manchmal fast in den Wahnsinn oder mehrwöchige kreative Blockaden treibt.

Ich beginne die abstrakten Werke einer Serie mit einem Farbkonzept und einer vagen Idee von Form und Komposition. Nachdem die ersten Schichten auf Leinwand oder Papier liegen, übernehmen Intuition und das Bild selbst. Es redet mit mir und teilt mir mit, was es will. Und das ist selten „Instagram-schön“. Oft ist es rau, wild und anders.

Ich kann nicht anders.

Ich kann mich nicht anpassen und einem gängigen Kunsttrend hinterhermalen. Auch nicht, um Geld zu verdienen. Leider.

Digitale Achtsamkeit hilft mir, meine eigene künstlerische Stimme zu hören, mich im Prozess von ihr führen zu lassen und den Sirenen der Trends zu widerstehen. Wenn du mich fragst, wie ich male, kann ich dir keine fertige Formel geben, denn ich weiß es selbst nicht.

Ich weiß, dass vieles von dem, was ich erschaffe, nicht jedem gefallen wird, besonders nicht auf den ersten Blick. Und das ist okay. Ich male für diejenigen, die den zweiten Blick wagen. Für diejenigen, die aus der Nähe in die Tiefe gehen wollen.

Ich bin dankbar, dass ich auch andere Einkommensquellen habe und mir diesen Luxus meiner eigenen, echten künstlerischen Stimme und der Experimente damit erlauben kann. Ich weiß, dass das nicht selbstverständlich ist. Und ich weiß auch, dass ich nicht noch eine sein möchte, die einfach so schöne Farben auf eine Leinwand klatscht.

Ich bin eine Künstlerin, die stets ihren Weg sucht und dabei schöpferisch nichts zurückhält. Indem ich darauf achte, womit ich meinen Geist und meine Künstlerseele füttere – vor allem online –, bewahre ich mir meine künstlerische Flamme.

Digitale Achtsamkeit ist der Sauerstoff, der mein Feuer am Leben hält. Und manchmal ist sie auch das Schutzschild gegen den Selbstzweifel, der so leicht aus dem digitalen Rauschen geboren wird.

 

PS: Das hier ist nur ein kleiner Ausschnitt davon, wie digitale Achtsamkeit für mich funktioniert. Wenn du tiefer einsteigen möchtest: Hol dir mein Buch, stöbere durch meine Blogartikel oder höre in meine Podcastfolgen zum Thema.

 

 
 




Aikaterini Pegka

🧬 Biologist
🧘🏻‍♀️ Breath Coach & Meditation teacher
✨ Happy & mindful in a digital cosmos
🙏🏻 Holistic coaching for a healthy mind, body & business

https://www.rinipegka.com/
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