Helen Frankenthaler: Die Kunst, den eigenen Weg zu gehen
Helen Frankenthaler hat nicht nur eine Maltechnik revolutioniert, sondern auch vorgezeigt, was es bedeutet, unbeirrt den eigenen künstlerischen Weg zu gehen. In dieser Podcastfolge tauche ich in ihr Leben, ihre Arbeitsweise und die Haltung ein, die mich aktuell in meinem Schaffensprozess begleitet.
Wir sprechen über die Entstehung der „Soak-and-Stain“-Technik, ihre Rolle in der New Yorker Kunstszene der 1950er- und 1960er-Jahre und darüber, wie sie sich als Frau in einer von Männern dominierten Welt behauptete.
Ich erzähle, wie ich durch ihre Arbeit meinen eigenen Zugang zur ungrundierten Leinwand gefunden habe, was es heißt, mit dem Zufall zu arbeiten, und warum mich Frankenthalers kompromisslose Klarheit ermutigt, meine Kunst nicht an Trends oder Erwartungen zu messen.
Wenn du dich für abstrakte Kunst, künstlerische Biografien und die Frage interessierst, wie Inspiration zur eigenen Handschrift wird, ist diese Folge genau das Richtige für dich.
Transkript
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Hallo und herzlich willkommen im Ausgesprochen Achtsam-und Kreativ-Podcast. Mein Name ist Rini Pegka. Schön, dass du heute mit dabei bist. Wenn dir der Podcast gefällt, dann empfiehl ihn doch weiter und gib ihm auch gerne fünf Sterne. So hilfst du mir, dem Podcast und auch anderen Menschen, diesen Podcast für sich zu entdecken, anderen Künstlern, Künstlerinnen und Kreativschaffenden allgemein. Heute spreche ich über eine Künstlerin, die mich nicht motivberührt, sondern in meinem aktuellen Schaffensprozess maßgeblich inspiriert: Helen Frankenthaler. Ich weiß noch genau, wie ich das erste Mal von ihr gehört habe, wie ich sie entdeckt habe. Das ging über eine Recherche rund das Malen auf ungrundierter Leinwand. Das hatte mich interessiert, weil ich auf Instagram tatsächlich eine Künstlerin gesehen habe, die das macht und dann habe ich versucht zu recherchieren: Wie macht man das? Wie geht man daran? Welche Leinwände sind dafür gedacht und nicht? Und natürlich stößt man bei dieser Technik natürlich auf Helen Frankenthaler, weil sie hat es erfunden, sage ich ganz einfach, aber dazu gleich später. Ja, wie ich damals eben fast ehrfürchtig in ihre Werke eingetaucht bin. Diese Offenheit, diese monumentale Weite, diese Leichtigkeit im Umgang mit der Farbe, ihr Mut, Dinge anders zu machen in einer Zeit in den 50er Jahren, in den 60er Jahren, in der es alles andere als einfach war, als Frau so etwas zu tun.
Und eben genau darum soll es heute gehen, eine Frau, die in einer männerdominierten Welt des abstrakten Expressionismus ihren eigenen Weg gegangen ist, radikal, poetisch, kompromisslos. Ich werde tatsächlich auch Mitte August – ich nehme die Folge Ende Juli auf – in das neue Reinhardt Ernst Museum nach Wiesbaden fahren. Das ist das erste Museum für abstrakte Kunst in Deutschland, das über die größte Sammlung von Frankenthalerwerken außerhalb der USA verfügt. Ich kann es kaum erwarten, diese Bilder im Original zu sehen. Ich glaube, ich werde einfach nur weinen, wenn ich davor stehe. Das Museum hat übrigens auch einen ganz tollen Podcast über sie produziert. Ich habe alle Folgen durchgesuchtet, wie du dir vorstellen kannst. Der Podcast heißt auch ganz einfach Frankenthaler. Mit T. H. Wird der Name geschrieben. Du wirst sehr einfach finden. Sechs Folgen voller Leben, Stimmen, Perspektiven, teilweise als Hörspiel gemacht, teilweise mit Stimmen aus ihrem Leben, ihre Verwandten sprechen, die Kuratorin des Museum spricht, Reinhard Ernst, der Sammler, spricht auch. Auch viele Stimmen aus der Helen Frankenthaler Foundation kommen zu Wort. Wirklich ganz toller Podcast. Ich kann ihn nur wärmstens empfehlen. Wer war aber überhaupt Helen Frankenthaler? Sie wurden geboren in 1928 in New York, aufgewachsen in einer wohlhabenden jüdischen Familie an der Upper East Side.
Klar, sie war privilegiert, aber das allein erklärt nicht ihre künstlerische Radikalität steht. Sie studierte unter anderem am Bennington College. Sie war Schülerin von Hans Hofmann und entwickelte früh ihren ganz eigenen Stil. Ihre erste große Arbeit, Mountains and Sea, das bekannteste wahrscheinlich von ihr wurde 1952 erschaffen und gilt als Geburtsstunde dieser Soak and Stain-Technik. Sie ließ unverdünnte Farbe in ungrundierte Leinwand einziehen, sodass fließende, fast aquarellehafte Bildräume entstanden. Das war zu der damaligen Zeit revolutionär. Das hatte sich niemand getraut. Sie war die Erste, die das gemacht hat. Sie wollte, dass die Farbe mit dem Untergrund, mit dem Substrat quasi eins wird, dass das Substrat an sich das Bild ist, nicht, dass das Bild aufgetragen wird. Heute sehen wir sehr viele junge Künstlern und Künstlerinnen genau diesen Weg gehen und ihn weiterführen. Und dass so viele Menschen sich auch heute noch oder ganz besonders heute davon begeistern und inspirieren lassen, finde ich ganz wunderbar. Und deswegen lohnt es sich eben über diese Frau, über diese Künstlerin, von der ich fasziniert bin und die auch mein Vorbild ist, ein bisschen mehr zu sprechen. Ihre eigene Arbeit war inspiriert vom Arbeiten auf dem Boden. Wie es eben auch Jackson Pollock als erster tatsächlich gemacht hatte.
Er ließ Lackfarbe von einem Stock auf die Leinwand fallen, verschiedene Farben, und dann ergaben sich diese ganz großen Gebilde auch von ihm. Er tanzte über oder an der Leinwand herum und ließ diese Farbe dort drauffallen, diese schwere Farbe. Bei ihr war es ganz anders. Sie übernahm die Methode des ist das auf dem Boden arbeiten, auf unbespannter Leinwand eben, und machte etwas völlig eigenes daraus. Sie arbeitete leiser, flüssiger, femininer vielleicht, ohne aber jemals darauf abzuzielen oder gefällig zu sein. Und diese Soak-Stane-Technik, diese revolutionäre andere Art zu arbeiten, hat mich so sehr berührt – und ich komme ja auch von der Aquarellmalerei –, dass ich beschlossen habe, tatsächlich meine neue Serie und vielleicht auch jede Serie, jedes Werk, so zu beginnen. Jedes Werk, die Werke, an denen ich gerade auch arbeite, an der neuen Serie, beginnt auf ungrundierter Leinband mit verdünnter Farbe, Acrylfarbe, die ich fließen lasse. Ich habe für mich immer eine Farbpalette, mit der ich arbeite. Ich male aber dann intuitiv, also ich lasse das Material mitsprechen. Ich kann nicht kontrollieren, wohin die Farbe fließen wird. Ich kann ein bisschen korrigieren, ein bisschen, aber letzten Endes, weil eben die Leinwand ungrundiert ist, macht die Farbe und das Wasser, was sie wollen.
Und ich male zuerst auf dem Boden. Ich habe ein großes Stück Stoff. Ich weiß, wie viele Werke ich daraus rausschneiden möchte und letzten Endes die Ausschnitte, die es schaffen, wähle ich am Ende aus. Also zuerst trocknet alles ein und dann entscheide ich mich dafür, was ich ausschneide. Frankenthaler hat das auch gemacht und mal dann eben und spann dann die Leinwand auf und male dann weiter. Also ich mache nicht diese Farbfeldmalerei, die Helen Frankenthaler Teller gemacht hat, sondern ich verfolge dann eben meinen eigenen Stil. Zitat von ihr, das mich begleitet, ich werde ein paar von ihr erwähnen. Ich trage es auf Englisch vor, wie sie es formuliert hat, damit man es auch richtig greifen kann, ist: „You have to know how to use the accident, how to recognize it, how to control it, and how to eliminate it when necessary. Also quasi, sie spricht hier über diesen schöpferischen Zufall, der Dialog mit dem Unerwarteten. Und das macht für mich auch wahre Kunst aus, dieser konstante Dialog mit dem, was gerade passiert. Helen Frankenthaler war 1951 auch die einzige Frau der legendären Ausstellung der 9th Street Art Exhibition in New York. Eine wegweisende Schau der New York School, bei der Künstler wie Jackson Pollock, Willem De Koning, Franz Klein, Robert Motherwell, mit dem sie auch später verheiratet war, oder Lee Kresner, die Frau von Jackson Pollock, präsent waren.
Und mittendrin eben Helen, eine junge Frau, mutig, experimentierfreudig, leise, rebellisch. Was mich besonders bewegt, Sie hat sich nicht verbiegen lassen. Sie hat immer gemalt, sie hat konstant gemalt. Vom ersten Augenblick an wusste sie, dass sie Künstlerin werden will, bis zum letzten Atemzug in Connecticut in ihrem Haus wo sie einsam gelebt hat, aber überglücklich in ihrer Kunst, hat sie immer gemalt. Ich weiß nicht, wie viele hunderte Werke sie erstellt hat. Als der abstrakte Expressionismus in den Hintergrund trat und eben Pop Art mit Roy Liechtenstein ganz besonders auch den Ton angab, blieb sie ihrer Arbeit treu. Sie hat sich weiterentwickelt in Richtung auch Holzschnitt, in Richtung jetzt nicht Landschaftsmalerei, Sie hat sich sehr inspirieren lassen von der Landschaft, hat aber nicht tatsächlich Landschaften gemalt, aber man sieht es halt in ihren Schichtungen an, diese Inspiration, aber auch Licht. Sie war nie außerhalb des Trends, aber sich selbst immer träumt, immer aktuell. Sie war aus sich heraus immer weiter gewachsen. Sie hat sich bewusst entschieden, keine Kinder zu bekommen, obwohl sie, glaube ich, mit dem Gedanken damit auch gespielt hat. Das hört man auch im Podcast an einer Stelle – Sie spürte aber, dass sie ihre Kunst, ihre volle Aufmerksamkeit brauchte.
Eine Entscheidung, die damals, wie heute natürlich noch kontrovers ist und auch diskutiert wird, für mich ist sie halt eben ein Ausdruck von Klarheit und von Hingabe. Und ein anderes Zitat von ihr, das ich sehr liebe und das für mich auch immer eine Erinnerung ist Das zu tun, was ich machen möchte, ist das folgende wieder auf Englisch: „Art has a will of its own. It has nothing to do with the taste of the moment or what's expected of you. That's a formula for dead art or fashionable art. Ja, für mich ist es halt so ein starkes Bild, wenn sie sagen „Art has a will of its own. Kunst hat eben ihren eigenen Willen, unabhängig vom Publikum, unabhängig von Trends, unabhängig von dem, was angesagt ist. Also für mich ist wahre Kunst eben nicht dekorative Kunst. Also wenn ich daran denke, ob meine Bilder schön auf Wänden ausschauen, dann ist es vorbei mit meiner Authentizität. Und ich muss mich immer wieder daran erinnern und auch an ihr Zitat, was auch Motto der Ausstellung in Wiesbaden ist, im Museum, im Reinhardt Ernst Museum: I'd rather think and move and make than hold. Also nicht stillstehen, im Flow bleiben, schöpferisch weitergehen, nachdenken und Sachen machen, in dieses Machen kommen.
Was mich mit ihr so verbindet, ich komme zwar aus einer ganz anderen Lebensrealität. Ich habe fast 30 Jahre nicht gemalt. Ich hatte keine Mittel, wie sie sie hatte. Ich hatte keine Ausbildung, wie sie hatte. Keine Ermutigung, kein Zugang zur Kunstwelt, nicht wirklich. Ich habe natürlich durch das Internet und durch die Möglichkeiten, die wir haben, jetzt natürlich mir selbst diesen Zugang erschaffen und diesen Mut gegeben. Ich habe mich aber auch lange nicht getraut, rauszugehen mit meiner Kunst. Trotzdem ist da heute eine sehr tiefe Verbindung da zu einer Frau, die Jahrzehnte vor mir eben dieselbe Sehnsucht hatte, mit Farbe zu denken, ihren eigenen Weg zu gehen, in ihrer Kunst mit Bildern zu atmen. Vielleicht ist auch gerade das, was mich zu ihr zieht, dass sie mir zeigt, es ist eben nie zu spät, den eigenen Weg zu gehen und dass wir die Regeln selbst schreiben dürfen auf der Leinwand und im Leben. Sie hat auch ganz andere tolle Zitate. Eins davon ist: I follow the rules until I go against them all. Sie hat immer wieder auch gesagt in ihren Vorträgen – sie war auch Referentin später in Universitäten hat sie gemeint, es gibt keine Regeln. Und die Regeln, die es gibt, wir brechen die Regeln.
Wir machen unsere eigenen Regeln, indem wir eben dieser inneren Stimme, diesem inneren Verlangen folgen und uns vom Werk leiten lassen. Danke also an Helen Frankenthaler. Danke für ihren Mut. Danke für deinen Mut, falls du das irgendwo hörst, Helen, für deine Tiefe, für deine Farbe. Ich werde sie in Wiesbaden besuchen. Ich weiß schon jetzt, dass ich sehr dankbar sein werde. Es berührt mich auch gerade jetzt, nur darüber nachzudenken, dass ich mir diese Werke anschauen darf. Helen Frankenthaler ist, wie schon am Anfang erwähnt, eine Künstlerin, die mich sehr inspiriert und die mir Mut gibt, weiterzumachen. Es gibt auch andere Künstler und Künstlerinnen, die mich inspirieren und in gegebener Zeit werde ich auch über sie eine Podcast-Folge machen. Aber zurzeit ist es tatsächlich so, dass sie mich täglich begleitet und das Wenigste, was ich machen kann, ist, über sie zu sprechen und in meinen Werken die erste Schicht als Hommage an sie zu tätigen und zu denken, sie schaut mir über die Schulter und so auch den Mut zu fassen, weiterzumachen in meinem ganz eigenen Stil. Wenn du mehr über sie erfahren möchtest, wie schon erwähnt, lege ich dir den Podcast Frankenthaler ans Herz. Ich werde ihn verlinken.
Wenn du in der Nähe von Wiesbaden lebst, wohnst oder einen kleinen Ausflug machen möchtest, wie ich es machen werde im August, verlinke ich auch das Museum. Ich habe auch ein ganz tolles Buch schon gekauft, das es auch eigentlich im Museum zu kaufen gibt, aber ich habe es mir schon besorgt, ganz schön kuratiert auf Englisch und Deutsch. Ja, ich hoffe, dass du was mitnehmen konntest für dich. Einen schönen Impuls, eine sehr spannende Frau. Ich wünsche dir eine schöne Zeit. Bis zum nächsten Mal. Bleib achtsam, bleib kreativ. Bye, bye und Servus.