Wie ich meine Serien plane – und warum ich keine „schönen“ Bilder male


 

Wenn ich eine neue Serie beginne, dann ist das kein „Ich setze mich mal eben hin und male drauflos“. Es ist auch kein Pinterest-Board mit hübschen Ideen, die ich dann abmale.

Ganz sicher ist es nicht mein Ziel, etwas Dekoratives zu produzieren, das farblich perfekt zum Sofa passt. Ich male nicht, um Räume zu verschönern. Ich male, um etwas zu finden. Zu verstehen. Um etwas zu fühlen. Und manchmal auch, um auszuhalten, dass etwas nicht „fertig” aussieht. Schönheit entsteht manchmal – aber sie ist nie das Ziel.

Ich plane meine Serien nicht wie ein Projekt in einem Unternehmen. Es gibt keine PowerPoint-Präsentationen, keine Deadlines, keine Charts. Aber es gibt eine Struktur. Eine innere Logik. Und vor allem gibt es viele Notizen, Skizzen, Sätze und Stille.

Oft beginnt es mit einem Gefühl.

Ein inneres Thema taucht auf. Manchmal ist es ein Wort. Manchmal ist es eine Farbe. Manchmal ist es ein Zustand, für den ich noch keinen Namen habe. Dann fange ich an, darüber zu schreiben. Ich öffne mein Notizbuch und schreibe Sätze auf. Beobachtungen. Gedankenfetzen. Ich mache kleine Skizzen. Nicht, weil ich sie später eins zu eins umsetzen will, sondern weil ich spüre, dass etwas auftaucht, das gesehen werden will.

Ein Beispiel ist „Still Matters“.

Diese Serie ist für mich etwas Besonderes. Sie besteht aus neun Originalen, keine Kunstdrucke. Jedes Werk stellt eine Zeile eines von mir geschriebenen Gedichts dar. Zusammen ergeben sie ein Ganzes, doch jede Zeile kann auch für sich allein wirken – bei jemandem, der sie sich nach Hause holt.

Es geht um Stille – aber auch darum, was immer noch wichtig ist, wenn alles andere lauter wird. Um das Spüren, Fühlen und Entdecken. Um die kleinen Makel, die eine Arbeit lebendig machen – so wie bei uns Menschen.

Ich will keine glatten Oberflächen, die aussehen, als hätte sie ein Algorithmus berechnet. Ich will Rauheit, Tiefe und Überraschungen. Deshalb arbeite ich hier zum ersten Mal auch mit Farben, die ich selbst aus Pigmenten angerührt habe. Jede Schicht ist bewusst entstanden und Teil der Geschichte.

Und wie immer bei Arbeiten auf Leinwand beginnt alles am Boden. Die erste Farbschicht entsteht mit der Soak-and-Stain-Methode als Hommage an Helen Frankenthaler, eine Künstlerin, die unbeirrbar ihren eigenen Weg gegangen ist. Mir ist es wichtig, in meiner eigenen Handschrift zu bleiben, egal, was gerade „funktioniert“ auf Instagram oder in Galerien.

Der kreative Prozess ist zyklisch.

Ich arbeite selten linear. Es gibt Phasen der Ideenfindung, der Planung und der Umsetzung – und dann wieder Phasen des Zweifelns, des Verwerfens und des Neufindens. Manchmal fühlt es sich an wie ein Gespräch mit etwas, das größer ist als ich. Die Werke sprechen mit mir, nicht umgekehrt. Ich höre hin. Ich nehme mir Zeit.

Deshalb beginnt jede Serie mit einer Phase des Sammelns. Ich lese viel. Ich notiere Wörter. Ich experimentiere. Ich teste Farben. Und ich lasse viel liegen. Manches davon findet erst Monate später seinen Platz.

Was mir dabei hilft, ist eine innere Klarheit. Auch wenn ich intuitiv arbeite, brauche ich eine Art Leitstern. Ein poetischer Satz, ein Bild, ein Gedanke. Etwas, das mir hilft, nicht vom Kurs abzukommen. Ich arbeite oft mit Farbpaletten, die ich mir vorab definiere. Ich notiere mir, welche Bildformate ich verwenden möchte. Und ich treffe die bewusste Entscheidung: Wie viele Werke soll diese Serie umfassen? Welche Formate? Welche Materialien?

Intuition braucht einen Rahmen: Je klarer er ist, desto freier kann ich darin arbeiten. Das habe ich in den letzten Jahren gelernt. Früher war ich oft überfordert von zu vielen Ideen und Möglichkeiten. Heute gebe ich mir bewusst eine Form und erlaube mir, darin zu tanzen.

Was für mich nie funktioniert hat: Kunst „nach Vorschrift“.

Ich habe es versucht: Bilder zu malen, die „schön“ sind. Oder so, wie es angeblich sein muss, damit sie sich verkaufen oder auf Instagram gut aussehen. Vielleicht in Trendfarben, vielleicht entsprechend dem, was gerade angesagt war. Aber ich habe nie ein Werk auf diese Weise zu Ende gebracht, geschweige denn verkauft. Es passiert einfach nicht.

Nicht, weil ich mich weigere, sondern weil es nicht aus mir herauskommt. Weil ich so nicht arbeiten kann. Meine Kunst entsteht aus der Tiefe, nicht aus Dekoration. Sie darf still sein, aber klar. Unangepasst, aber echt. Wenn du selbst kreativ arbeitest, dann vertraue deinem Tempo.

Vielleicht hilft dir dieser Einblick. Erinnere dich daran, dass Kunst nicht schnell sein muss. Dass sie reifen darf. Dass Ideen Zeit brauchen. Und dass es in Ordnung ist, wenn du manchmal länger brauchst, um zu wissen, was du wirklich machen willst.

Ich habe viele Wochen mit „Still Matters” verbracht, ohne zu wissen, wie die Serie heißen würde. Der Titel kam am Ende. Nach dem Gedicht. Nach den ersten Farben. Und plötzlich war er da – wie eine Antwort auf eine Frage, die ich mir monatelang gestellt hatte.

Fazit: Jede Serie ist ein Weg.

Dieser Weg beginnt mit einem leisen Impuls – einem Wort, einem Gefühl oder einer Farbe. Und dann braucht es Mut, dranzubleiben. Geduld. Klarheit. Und die Bereitschaft, auch durch Phasen des Nichtwissens zu gehen.

Wenn du magst, hör dir gerne die ganze Podcastfolge an. Dort erzähle ich noch mehr über meinen Prozess, über das, was mich inspiriert, und über meine Arbeitsweise.

Ich würde mich freuen, wenn dich meine Gedanken begleiten dürfen. Vielleicht findest du ja auch deinen eigenen künstlerischen Rhythmus, der sich stimmig anfühlt. Ganz ohne Druck.

 
 




Aikaterini Pegka

🧬 Biologist
🧘🏻‍♀️ Breath Coach & Meditation teacher
✨ Happy & mindful in a digital cosmos
🙏🏻 Holistic coaching for a healthy mind, body & business

https://www.rinipegka.com/
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